Die Geschichte des Steinhägers

Die Geschichte des Steinhägers ist sicher so gewichtig wie die des Ortes Steinhagen an der Südseite des Teutoburger Waldes, dem er seinen Namen verdankt.
Zusammen mit dem "Nordhäuser" und dem "Quedlinburger" ist der Steinhäger der älteste Branntwein Deutschlands.
Bereits im 15. Jahrhundert wurde in Steinhagen ein Getränk aus Wacholderbeeren hergestellt, welches seiner guten heilkräftigen Wirkung wegen in der Umgebung
bald sehr geschätzt wurde. Die Grundgedanken des Wacholder-Korn-Brennens gehen auf die Überlegungen eines Schäfers zurück. Dieser Schäfer, so erzählt  man, beobachtete die Heilwirkung der Wacholderbeeren gegen mancherlei Krankheiten in seiner  Herde. Was für die Tiere gut war, konnte auch für den Menschen gleich vorteilhaft sein. Das Wissen um die Heilkraft der Wacholderbeere ist so von Generation zu Generation weitergegeben worden.

In einem Herbarium aus dem Jahre 1673 ist zu lesen: "Wacholderbeeren fördern den Schweiß und die Dauung, stärken den klten, schwachen Magen, machen einen lieblichen Atem und sind gut in der Colic, auch gerne gegen Blasen und Nierensteine...Man kann auch ein Wasser, Spiritium Essenz, Elexir und andere köstliche Sachen daraus machen."

Aus diesen Erkenntnissen wurde so zunächst im Hausbrand aus Getreide und Wacholderbeeren ein Wacholderbranntwein für den Eigenbedarf hergestellt, der sich jedoch bald auch in der näheren Umgebung größter Beliebtheit erfreute. Eine Produktion über den Eigenbedarf hinaus war den daamaligen bäuerlichen Betrieben jedoch so gut wie ganz untersagt, da die Landesherren bestrebt waren, alle gewerblichen Tätigkeiten auf die Stadt zu beschränken. Erst 1688 war der große Kurfürst, derzeitiger Landesherr, diesem Verbot gegenüber etwas großzügiger gesinnt und gestattete dem Dorf Steinhagen seinen Wacholderbranntwein, den "Steinhäger", in den Hausbrennereien herzustellen, da er von der für den Körper wohltuenden Wirkung des Steinhagener Wacholderbranntwein überzeugt worden war. Mehr und mehr fand der Steinhäger auch in der weiteren Umgebung seine Freunde. Mitte des 18. Jahrhunderts sind uns Nachrichten erhalten, die einmal auf eine größere Brennereitätigkeit in Steinhagen hinweisen und zum anderen davon berichten, daß der gewonnene Branntwein weithin versendet wurde und erfolgreich mit den an anderen Orten hergestellten Wacholderbranntweinen konkurrieren konnte.

Von den verschiedenen Zeugnissen, die wir hier für besitzen, sei hier ein Ausspruch von Justus Möser zitiert. Dieser schrieb im Jahre 1771 bei der Besprechung der Frage, ob Branntwein ganz zu verbieten sei und was als Ersatz eventuell für ihn dienen  könnte: "Sollte nicht der Wacholder, der zu Steinhagen im Ravensbergischen in so vortrefflicher Weise bereitet wird, wovon ein Tropfen mehr als ein Glas Fusel wirkt, diese Stelle ersetzen."

Daß sich der Steinhäger, trotz der mannigfachen Edikte und Verbote, so rasch ausbreiten konnte, mag auf den Rezeß des Großen Kurfürsten zurückgehen. Eine Darstellung der Geschichte und damit der Entwicklung dieser klar-blanken Spirituose ist aber nicht denkbar, ohne die unternehmerische Leistung der Familie H.W .Schlichte, des Herstellers der ältesten Steinhäger-Marke gebührend zu würdigen.

Der Name der Familie Schlichte wird schon 1552 in alten Unterlagen des Domarchivs der bischöflichen Kanzlei zu Osnabrück erwähnt. Ludloff Schlichte war zu dieser Zeit Richter und Geograf des durchlauchtigen, hochgeborenen Fürsten Wilhelm Herzog zu Jülich, Cleve und Berg, Graf zur Mark Ravensberg, Herr zu Ravenstein und beider Städte zu Herford. Aus dieser Zeit stammt auch das Familienwappen, das heute in den Ausstattungen der verschiedenen Marken des Hauses Schlichte abgebildet ist.

Vor Generationen begann es...

Aus alten Dokumenten geht hervor daß von Schlichte bereits im Jahre 1840 Steinhäger nunmehr "gewerbsmäßig" gebrannt wurde. Der zu dieser Zeit in Steinhagen lebende "Commerciant und Branntweinbrenner" Heinrich Wilhelm Schlichte besaß  damals schon im Gegensatz zu der sonst üblichen Brennstube ein "besonderes Brennhaus", von den urkundlich bereits 1824 die Rede war. Mit Sicherheit ist anzunehmen daß das gewerbsmäßige Brennen auf eine langjährige Erfahrung im Hausbrand zurückgeht.